nur viele Stimmen können etwas bewegen! - 2.364

 

 

Liebe Leserinnen und Leser unseres Newsletters,

wieder einmal haben wir besonders gute Schule besucht. Dieses Mal waren wir in der Walter-Klingenbeck-Realschule in Taufkirchen bei München.

Wieder einmal erleben wir ganz deutlich,  was alles in unsere Schullandschaft möglich ist. Vielmehr wäre! Wäre deshalb, weil es absolut keine Selbstverständlichkeit ist eine Schule wie diese zu einem Lebensraum zu gestalten. Diese Leistung ist auch hier einmal mehr auf günstige Umstände in der Zusammenstellung der Beteiligten (Architekt, Bauherr und LehrerInnen) und vor allem der treibenden Kraft von Rudolf Galata und seinem Team zuzuschreiben.

Hätte sich Rudolf Galata nicht aus eigener Initiative an gut funktioniert in Schulkonzepten orientiert, sich zum Beispiel bei Veranstaltungen wie Theater Träumt Schule in München Anregungen geholt und diese konzeptionell in seine Planung einfließen lassen, würde Taufkirchen vermutlich die nächsten x Jahrzehnte wieder eine ganz normale Flurschule ohne Lernwelten  - ergo ohne unterstützenden "dritten Pädagogen" betreiben.

"Es entstand ein prächtiges Schulgebäude das modernsten Ansprüchen genügt" so Ludwig Spaenle in einem Grußwort zur Eröffnung dieser Schule. Damit hat er absolut recht. Schade nur, dass sein Kultusministerium bislang keine sichtbaren Signale oder gar Handlungsempfehlungen und Unterstützungen für den Bau solcher zukunftsorientierten Lernorte bietet. Eigentlich müsste es als Dienstherr des Schulleiters diesen die Planungsarbeit und Konfektionierung weit gehend abnehmen. Solange das nicht geschieht, sind gelingende Schulen nur dann möglich, wenn das Maß der Eigeninitiative der Schulfamilie hoch genug ist.

Somit wird billigend in Kauf genommen, dass mit viel Energie an jedem Standort große Teile des Rades neue erfunden werden müssen. Ich rege die Installation einer Fachabteilung zur Etablierung moderner pädagogischer Lern und Raumkonzepte bei allen Neu- und Umbauten unserer Schulgebäude an. Diese Fachabteilung soll jeder Schule unterstützend und begleitend unter die Arme greifen können. Ferner müssen diese Fähigkeiten zum Unterrichten in solchen Strukturen in der Lehrerausbildung solide verankert werden.

Hier finden Sie unseren ausführlichen Bericht über unsere Hospitation

Herzliche Grüße
Ihr Thomas Becker und das Team der Aktion gute Schule e.V. 


 


Die Themen des heutigen Newsletters:

 

 

Plädoyer für eine neue Lernkultur – ohne Noten

Pädagogik-Experten erklären in Stuttgart, weshalb ein Unterricht ohne Konkurrenzdruck allen hilft. Und was Lehrer anders machen sollten. Dieser Zeitungsartikel der Stuttgarter-Zeitung.de berichtet über das, was Experten bereits seit Jahrzehnten immer wieder vorbringen: Ziffernnoten schaden mehr als sie nützen.

Es gibt Schulen, die das längst praktizieren. Einige davon sind preisgekrönt - die meisten anderen machen immer so weiter wie es schon immer war. Warum nur halten die Institutionen unseres Bildungssystems trotz rasantem Wandel in der Gesellschaft an den Relikten des vorletzten Jahrhunderts fest? Es gibt doch längst genügend gute Beispiele.
Noch nicht einmal Modelschulen werden in Bayern zugelassen. Hier könnte bewiesen werden, wie es funktioniert. Oder soll das vielleicht gar nicht so sein?

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Alexandra Lux stellt ihr neues Buch vor

Starke und selbstbewusste Kinder durch achtsame Begleitung Wie Eltern und Pädagogen dies erreichen, zeigt das Buch "Starke und selbstbewusste Kinder durch achtsame Begleitung" der Pädagogin und LernCoach Alexandra Lux.

Alles andere als ein Erziehungs-Ratgeber, vielmehr ein "Impulsgeber für mutige Eltern und solche, die es werden wollen" ist dieses Buch. Dieses Buch bietet Antworten und Wegweiser zu den Fragen, Sorgen und Schwierigkeiten von Eltern und Pädagogen.

Mit einer Vielzahl an Denkanstößen und Anregungen motiviert die Autorin junge Familien und Profis kreativer umzugehen mit Gesellschaft, Schule und Pubertät.

Hier gibt es weite Informationen zu diesem lesenswerten Buch

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Sind Lernwelten förderlich für die Gesundheit von LehrerInnen und SchülerInnen?

Der Einfluss modernen Unterrichtsformen auf die Gesundheit von LehrerInnen und SchülerInnen
So haben wir folgende Betrachtung betitelt,

LeherInnen
Moderne Unterrichtsformen und das Einbeziehen des dritten Pädagogen in Schulen durch z.B. so genannte Lernwelten beugt den enormen gesundheitlichen Belastungen der LehrerInnen und vor und wirkt sich gleichzeitig positiv auf die SchülerInnen aus.

Um dieses komplexe Thema in Kurzform zu beleuchten, beziehen sich die nachstehenden Details auf eine Analyse des Zentrums für  Lehrerbildung der UNI Freiburg.
Hier sind folgende Kernaussagen verankert:

Häufig haben die Schüler Probleme sich zu konzentrieren und zeigen ihr Desinteresse, indem sie ihre Mitarbeit verweigern und den Unterricht stören. 56% der Lehrer haben die Erfahrung gemacht, sich im Zweifel trotz aller Bemühungen als machtlos zu empfinden. Destruktives Schülerverhalten erleben die Lehrer laut Aussagen zahlreicher Studien als einen
Hauptbelastungsfaktor. Vor allem in großen Klassen wird der Umgang mit Problemschülern komplizierter.

Damit befinden sich 59,4% der gesamten Lehrerstichprobe in einem Risikobereich in Bezug auf ihre Gesundheit...  …vor allem, wenn sie im Kollegium vielleicht auch aus Zeitgründen keine oder kaum Möglichkeiten des Austauschs und der Kooperation …haben.

Der wichtigste protektive Eckpfeiler für die Lehrergesundheit ist nach Bauer der kollegiale Zusammenhalt und die Unterstützung. Ein konkurrenzdenken im Kollegium ist bei diesem Beruf völlig unnötig, da gemeinsame Ziele verfolgt werden, an denen alle gemeinsam arbeiten. "Was Lehrer krank macht, ist ihr Einzelkämpfertum."

Die genannten Faktoren resultieren in erster Linie aus den bislang praktizierten Unterrichtsformen. Eben jener Schule, wie sie die heutigen Erwachsenen meist selbst erlebten. Diese wurde hauptsächlich durch Frontalunterricht geprägt: Viele SchülerInnen lernen alle zum gleichen Zeitpunkt dasselbe von einer Person.

Moderne Unterrichtsformen in Lernwelten basieren hingegen auf selbstständigem Lernen, in Verbindung mit eigenverantwortlichem Handeln der SchülerInnen. Konflikte, wie z.B. "destruktives Schülerverhalten in großen Klassen" kann es dort strukturbedingt kaum geben. Die LehrerInnen wechseln von Ihrer bisherigen Rolle des Vortragenden hin zur individuellen Begleitung einzelner SchülerInnen. Somit entfällt die Notwendigkeit in einer Klasse mittels Disziplinierung einzelner für einer positive Lernumgebung der restlichen SchülerInnen zu sorgen. Der in der Analyse genannte Hauptbelastungsfaktor wird deutlich verringert, im Optimalfall sogar beseitigt.

Einzelgänger oder -kämpfer gibt es in einer funktionierenden Lernwelt nicht. Die Räume sind bewusst transparent und lichtdurchflutet, jeder kann hier jeden sehen. Nicht selten gibt es noch nicht einmal Türen an den Klassenräumen. LehrerInnen helfen einander in solchen Umgebungen gegenseitig aus. Muss jemand mal eben weggehen, ist es nicht nötig die Klasse "ruhigzustellen". Es sind immer KollegInnen in unmittelbarer Nähe der SchülerInnen.

Lärm: In Lernwelten ist es ruhig. Ganz von allein sorgen alle im Raum befindlichen Personen für Ruhe. Schon im eigenen Interesse. Schließlich möchten sie selber nicht gestört werden. Gespräche finden in gedämpfter Laufstärke oder im Flüsterton statt. Ähnlich wie in einer Bibliothek.


SchülerInnen
Die freie Wahl des Aufenthalts zum Lernen verhindert ein stundenlanges Stillsitzen im Klassenraum. Lernwelten zeichnen sich durch so genannte Marktplätze oder / und Rückzugszonen aus. Sie sind mit bequemen Sitzmöbeln und nicht selten Teppichboden ausgestattet. Eine wohnliche Atmosphäre, die zum Verweilen einlädt. Hier suchten sich die Kinder eine Ecke oder liegen einfach auf dem Boden und befassen sich jeder selbstständig mit dem Lehrstoff. Allein der Wegfall des Sitzzwangs ist als gesundheitsfördernd einzustufen und kommt dem natürlichen und in der Pubertär ohnehin gesteigerten Bewegungsdrang junger Menschen sehr entgegen.

Schulen dieser Art berücksichtigen die Belange der Kinder in diesem Alter im besonderen Maße - sie gestatten nicht selten den Aufenthalt im Freien.

Gleichzeitig werden durch diese Strukturen die Sozialkompetenzen gestärkt. Ein Zusammenleben der SchülerInnen ohne unmittelbare disziplinierende Führung fördert Verantwortung und Rücksichtnahme. Vertikales Lernen (Jahrgangsmischung und gegenseitiges Helfen) verstärken diese Faktoren zusätzlich.

Junge Menschen, die solche Schulformen durchlaufen haben sind in der Wirtschaft zunehmend gefragt. Absolventen von Montessoris- und Waldorfschulen zeichnen sich durch hohe Kompetenzen der Zwischenmenschlichkeit und einem gesunden Selbstbewusstsein aus. Diese Unterrichtsformen finden bereits heute eben aus diesen Gründen nach und nach Berücksichtigung in der Lehreramtsausbildung.
Diese Entwicklung gilt es zu unterstützen und zu beschleunigen.

Beispiel einer Lernwelt (Raumkonzept)
Das Gebäude weist keinen Flurschulencharakter auf - ein Flur und rechts und links die Klassenräume. Hier werden mindestens die Klassen der gleichen Jahrgangsstufe in Clustern zusammengeführt. Somit sind (je nach  Schulgröße) 3 bis 5 Klassen in einem Cluster untergebracht. Die Klassenräume münden alle in einen zentralen Bereich (Markplatz). Türen gibt es entweder nicht oder sie sind aus Glas. Die Wände sind lichtdurchflutend ausgeprägt, von einem Raum kann in den nächsten geblickt werden. Bei aller Transparenz sind auch Rückzugsräume vorhanden. Z. B. Sitznischen, Ruheräume.

Das Mobiliar ist flexibel, die Tische meist mir Rollen versehen und somit  innerhalb kürzester Zeit individuell kombinierbar.

Das Cluster hat einen oder mehrere Lehrerstützpunkte. Das zentrale Lehrerzimmer der Schule dient nicht mehr ausschließlich als Arbeitsraum sondern in erster Linie der Kommunikation für die LehrerInnen untereinander - die Lehrerarbeit findet im Cluster statt. Die Lehrer sind somit stets in der Nähe Ihrer SchülerInnen.

Jahrgangsmischung, eine weitere gewinnbringende Möglichkeit, gleicht die Unterschiede in der Entwicklung der Kinder besonders gut aus und ermöglicht ein vertikales Lernen: Ältere helfen Jüngeren und umgekehrt. Derartiges wird natürlich unterstützt und gefördert -ähnlich einem Tutorensystem.

Notiz: Diese Zusammenstellung stellt nur eine Auswahl einiger Argumente dar. Sie dient dazu einen ersten Eindruck zu gewinnen. Für eine weitergehende Befassung mit dem Thema steht Ihnen Aktion gute Schule jederzeit gern zur Verfügung.

Hier können Sie den oben stehenden Artikel in PDF-Form inklusive der einer Abbildung einer Lernwelt (Cluster) herunterladen

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Symposium für Inklusion - interessante Veranstaltung an der UNI Passau 

am 15.06. fand an der Uni Passau ein Fachtag mit ca. 100 Teilnehmern zum Thema Inklusion statt. Prof.em.Hans Wocken hielt den Hauptvortrag. In diesem legte unter anderem dar, dass die Schülerzahlen an den bayerischen Sonderschulen weniger stark sinken, als es die demographische Entwicklung erwarten lassen. Das heißt, dass in Bayern Jahr für Jahr etwas mehr Separation stattfindet, was als Verstoß gegen die UN-Behindertenrechtskonvention angesehen werden kann.

Zu der Podiumsdiskussion waren die bildungspolitischen Sprecher aller vier Fraktionen des bayerischen Landtags gekommen und diskutierten unter anderem mit unserer Partnerorganisation Netzwerk Inklusion Bayern und uns.

Christine Primbs (Netzwerk Inklusion Bayern) argumentierte bezüglich der "Profilschulen Inklusion" wie folgt: In Wirklichkeit ist es eine Farce, wenn an Profilschulen Inklusion im Verhältnis zu anderen Kindern mit Förderbedarf weniger Kinder mit schweren Beeinträchtigungen wie geistiger Behinderung integriert werden als an den ganz normalen Sprengelschulen. Denn letztere sind ja wesentlich schlechter mit Ressourcen ausgestattet. Diese Tatsache ist aber durch die offiziellen Zahlen des bayerischen Kultusministeriums belegt.

Professor Gerhard Waschler (MdL, CSU und stellvertretender Sprecher des Bildungsausschusses der bayerischen Landtags) betonte, dass er froh ist, dass es jedes Jahr 100 neue Stellen für die Umsetzung der Inklusion gibt. Wir hielten dieser Äußerung entgegen, dass das absolut ungenügend, ja geradezu vergleichbar mit einer homöopathische Dosis ist. Schließlich gibt es in Bayern über 114.000 LehrerInnen!

Hier gibt es ein sehr gelungene Videos zu diesem Thema zu sehen. Inklusion funktioniert - nahezu jede preisgekrönte Schule betreibt sie. Warum nicht auch die anderen Schulen? Jeder Beteiligte kann nur davon profitieren.
Video: Können normale Lehrer eigentlich behinderte Kinder unterrichten?"

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Schulpreis 2015: Die beste Schule Deutschlands ist in Wuppertal-Barmen

Der Spiegel schreibt wie folgt: Die Hälfte der Schüler hat alleinerziehende Eltern, ein Drittel einen Migrationshintergrund, nur jeder sechste eine Gymnasialempfehlung: Doch an der Gesamtschule Wuppertal-Barmen lernen sie gern und gut - wie kriegen die das hin?

Wir gratulieren ganz Herzlich! Natürlich finden Sie diese Schule auch in unserem Schulatlas :-)

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Kurz gemeldet        

·         Neuesten prominenten Unterstützer


Urs Meier, Ex-FIFA-Schiedsrichter, ZDF-Fussballexperte, Keynote-Speaker, Unternehmer
Max Moor, Fernsehmoderator

·         Nach wie vor: Bildungsratgeber kostenlos abzugeben.

 

Gegen Versandkostenübernahme (3 Euro) schicken wir Ihnen (solange der Vorrat reicht), den RATGEBER Bildung (Verkaufspreis 6 Euro). Das Heft entstand 2010 in Kooperation mit dem Deutschen Schulpreis und hat bis heute kaum etwas an Aktualität eingebüßt.

Bitte hier per E-Mail bestellen.
Aus dem Editorial: Liebe Eltern, wir haben ein Heft gemacht für Väter und Mütter, die wollen, dass ihre Kinder mit Freude zur Schule gehen. Ein Heft, wie wir es selbst gern vor der Einschulung unserer Kinder gelesen hätten.

Bitte üben Sie sich ggf. etwas in Geduld, der Versand erfolgt stets einmal pro Woche - Danke!



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Newsletter 63- 06/2015

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